Sie will die besondere Chance des Landes Brandenburg aufgrund der gemeinsamen Grenze mit Polen nutzen, um Bruecken zu dem oestlichen Nachbarn zu bauen.
Ueber Fortschritte und Probleme der deutsch-polnischen Verstaendigung informiert die Gesellschaft in der von ihr gemeinsam mit der Deutsch- Polnischen Gesellschaft Berlin herausgegebenen Zeitschrift TRANSODRA. Diese Zeitschrift koennen Sie ueber die Geschaeftsstelle der Gesellschaft abonnieren.
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Die Deutsch-Polnische Gesellschaft Brandenburg e.V. wurde am 7.12.1991
gegruendet. Neben etwa gegenwaertig 70 Einzelmitgliedern sind die Stadt
Angermuende, das Angermuender Bildungswerk e.V., die Sozialdemokratische
Gemeinschaft fuer Kommunalpolitik, der Bildungs- und Beschaeftigungsverein
Wriezen, der Verein Frankfurter Bruecke und das Deutsch-Polnische
Literaturbuero in Frankfurt/Oder Mitglieder als Institutionen. Unser Ziel
ist es, "sich auf der Grundlage des deutsch-polnischen Grenzvertrages und
des Vertrages ueber gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit
fuer Verstaendigung und Versoehnung zwischen Deutschen und Polen einzusetzen,
. . . die besondere Chance des Landes Brandenburg aufgrund der gemeinsamen
Grenze mit Polen zu nutzen, um zu einer Bruecke zu den oestlichen Nachbarn zu
werden, . . ." (Satzung). Wir bemuehen uns, dem Austausch und der
Kooperation bestehender Initiativen im Land Brandenburg sowohl untereinander
als auch mit der polnischen Seite zu dienen sowie die Oeffentlichkeit ueber
Probleme der deutsch-polnischen Verstaendigung zu informieren.
Im Jahre 1992 haben wir zwei Konferenzen durchgefuehrt, die
"Brandenburgische Kommunalpolitikerkonferenz zur Bildung von Euroregionen
an der deutsch-polnischen Grenze" (die im Anschluss an die Konferenz
erstellte Broschuere ist noch in wenigen Exemplaren vorhanden), an der auch
Gaeste der Grenzgemeinden und Grenzwojewodschaften der polnischen Seite
teilnahmen und ein Seminar zum Thema "Jenseits der Friedensgrenze -
Deutsch Polnische Nachkriegsgeschichte(n)" mit der Anna-Morawska-
Gesellschaft und der Ev. Akademie Berlin-Brandenburg.
Im Jahre 1993 haben wir damit begonnen, das Informationsbulletin
TRANSODRA herauszugeben. Bisher sind die Nullnummer (Februar 93)
und die Nummern 1, 2, 3 (alle 1993), die Nummern 4/5, 6/7 und 8/9 (im
Jahre 1994) sowie die Nr. 10/11 (1995) erschienen. Ende August 96 wird die
Ausgabe 12/13 vorliegen. Die Zeitschrift enthaelt die folgenden Rubriken:
Im Jahre 1994 organisierten wir zwei Konferenzen in Kooperation mit der
Friedrich-Ebert-Stiftung, Landesbuero Brandenburg: am 23.4.1994 in
Potsdam zum Thema Grenzkriminalitaet - Deutsch-Polnische Kooperation bei
der Verbrechensbekaempfung, gemeinsame Projekte, Erfolge und Misserfolge
und am 19.08.1994 in Gorzów (Landsberg) parallel zum dort alljaehrlich
stattfindenden "Zigeunerfestival"/ Romane Dyvesa zum Thema: "Lustig ist
das Zigeunerleben . . ." - rechtliche und soziale Situation der
Roma und Sinti in Deutschland und Polen. Zum Treffen in Potsdam kamen
etwa 60 Teilnehmer, zum Treffen in Gorzów knapp 100 Teilnehmer, davon mehr
als 50 Journalisten, je zur Haelfte aus Deutschland und aus Polen. Die Tagung
wurde in der TRANSODRA Nr. 8/9 zweisprachig dokumentiert.
Im September 1994 gab es in Potsdam, Frankfurt/Oder und Beeskow eine Lesung mit
dem Titel Von Abschied und Ankunft, die wir zusammen mit der
Gesellschaft fuer interregionalen Kulturaustausch, Berlin organisierten.
Ursula Hoentsch und Joanna Konopińska lasen aus ihren
autobiographischen Werken ueber die Zeit von Flucht, Vertreibung und
Neubeginn aus deutscher und polnischer Sicht. An diesem Thema wollen wir auch
in Zukunft weiterarbeiten.
Am 22. Oktober 94 hielt der polnische Historiker Włodzimierz Borodziej
einen Vortrag ueber den Warschauer Aufstand in Potsdam. Mit dieser
Veranstaltung wollten wir dazu beitragen, dass bei uns die Kenntnisse ueber
solche fuer Polen so entscheidenden Ereignisse zunehmen. In der Transodra
Nr. 8/9 dokumentierten wir die Reden von Bundespraesident Herzog und
Staatspraesident Wałęsa zum Jahrestag des Warschauer Aufstandes, in der
Nr. 6/7 eine Auseinandersetzung in der Gazeta Wyborcza zum Thema:
"Polen und Juden. Oeffentliche Debatte ueber ein dunkles Kapitel des
Warschauer Aufstands."
Am 4. und 5.11.1994 organisierten wir in der Naehe von Guben einen
Workshop in Kooperation mit dem Deutschen Frauenrat, Buero Potsdam, dem
Ost-West-Europaeischen FrauenNetzwerk (OWEN, Berlin) und der
Gleichstellungsbeauftragten aus Guben zu dem Thema: Deutsche und polnische
Frauen in der Euroregion Spree-Neisse-Bober. Ein Workshop, der Auftakt
zu einer ganzen Reihe solcher Veranstaltungen und darueberhinausgehender
Aktivitaeten in der Zukunft sein soll.
Vom 2.-4.12.1994 veranstalteten wir in Guben und Gubin eine Konferenz zu dem
Thema: GRENZE UND GRENZBEWOHNER, Nachbarn und Fremde, Alte und Neue Heimat,
Abschied und Ankunft. Es ging vor allem darum, herauszufinden, wer auf
der jeweiligen Seite der Oder-Neisse-Grenze lebt, woher er kommt, wie er sich
in der neuen Heimat fuehlt, was er aus der alten Heimat mitgebracht oder
behalten hat und welche Konsequenzen dies alles fuer die Beziehungen zu und
die Meinungen ueber die Nachbarn hat. Das gegenseitige Kennenlernen der
verschiedenen Schicksale der Menschen sollte dazu beitragen, einen neuen
Blick auf das eigene Schicksal zu gewinnen. Es referierten deutsche und
polnische Wissenschaftler, Vertreter von Organisationen, Menschen, die sich
mit der Zusammensetzung der Bevoelkerung auf beiden Seiten der Oder
beschaeftigen. Weitere Themen waren die Ergebnisse staatlicher
Integrationspolitik und die Bedeutung des kulturellen Erbes fuer die
Umgesiedelten und/oder Vertriebenen. Anschauliche Beispiele hatten wir auch:
anwesend war als Vertretung der polnischen Roma, die nach 1945 in den
Westgebieten Polens angesiedelt wurden, die Gruppe TERNO aus Gorzów und wir
sahen zwei Filme. Den neuen Film von Jacek Kubiak und Tadeusz Litowczenko
(Posen) Ein Haus (DOM) - Gespraeche mit heutigen und frueheren
Bewohnern eines Hauses in Westpolen sowie den zweiten Teil des Films Das
Andere Ufer von Klaus Alde und Abel Korach. Die Konferenz ist
zweisprachig dokumentiert in der Nr. 10/11 von Transodra.
Auf der Konferenz in Guben gruendeten ca. 50 deutsche und polnische
Journalisten des Grenzgebiets formlos den Deutsch-Polnischen
Journalistenclub "Unter Stereo-Typen/Pod Stereo-Typami". Koordination
und Vorbereitung der gemeinsamen Treffen uebernahmen die Deutsch-Polnische
Gesellschaft Brandenburg und das Stettiner Buero fuer Angelegenheiten der
Euroregion. Der Club ist eine informelle Einrichtung bei der
Deutsch-Polnischen Gesellschaft Brandenburg. Die Zusammenarbeit besteht
zunaechst in der Organisierung gemeinsamer Veranstaltungen und gegenseitiger
Hilfe bei Recherche und Kontaktsuche. Sie wird ausgeweitet, wenn es gelingt,
finanzielle Unterstuetzung zu finden. 4 Mitglieder des Clubs konnten im
Maerz/April 1995 an einer Studienreise an die us-
amerikanisch-mexikanische Grenze teilnehmen, die dazu diente, die
amerikanischen und mexikanischen Loesungen und Erfahrungen kennenzulernen,
um sie mit denen an der deutsch-polnischen Grenze zu vergleichen.
Im April 1995 (21.-23.4.) organisierten wir in Zusammenarbeit mit dem
Ost-West-Europaeischen Netzwerk und dem Deutschen Frauenrat, Buero Potsdam
den zweiten Workshop zum Thema "Deutsche und polnische Frauen in
den Euroregionen", dieses Mal in Frankfurt/Oder und Słubice.
Es ging um Frauenpolitik, Frauenhaeuser und Agrotourismus, um gegenseitiges
Sich Kennenlernen und Vorstellen der Strukturen, der Bedingungen und
Moeglichkeiten fuer Frauenorganisationen/ Initiativen und Frauenpolitik in
beiden Laendern. In Słubice soll ein Frauenverein gegruendet, ein Austausch
zwischen dem Frauenhaus in Krakau und deutschen Frauenhaeusern soll in Gang
gebracht werden. Bisher ist es nicht gelungen, in den Euroregionen eine
Frauenbeauftragte oder eine Frauenarbeitsgruppe zu etablieren. Das war u.a.
unser Ziel, denn wir wollten helfen, die Arbeit von unten auf die Beine zu
stellen, die Arbeit der Euroregionen zu entbuerokratisieren.
Am 23. Mai 95 hatten wir zu einem Workshop "Deutsch-Polnische
Kindergaerten in Guben/Gubin und Frankfurt/Słubice" die deutschen und
polnischen Initiatorinnen und Verantwortlichen auf kommunaler, Kreis- und
Landesregierungsebene sowie Interessierte eingeladen. Ausgangspunkt war die
Bitte um Unterstuetzung vonseiten der Gubener Initiative. Uns gefiel die
Idee, deutsche und polnische Kinder zusammenzubringen, bevor sie ueberhaupt
Ressentiments entwickeln koennen. Die andere Sprache und die anderen Sitten
sollten den heranwachsenden Kindern nicht mehr fremd sein. Dazu gehoert die
Bereitschaft der Eltern, ihre Kinder in eine solche binationale, zweisprachige
Einrichtung zu schicken. Fuer ein solches Projekt kommen in Brandenburg nur
Guben/Gubin und Frankfurt/Słubice infrage. In Frankfurt hat man einen Weg
gefunden: die Kita Knirpsenstadt, die bereits langjaehrige enge Kontakte
nach Słubice hatte, nimmt polnische Kinder auf. Die Stadtverwaltung
unterstuetzt das Projekt auch finanziell und hinzu kommt noch eine
zusaetzliche Finanzierung durch Mittel des Interreg-II-Programms.
(Allerdings nur unter der Bedingung, dass der Nutzen fuer die deutschen
Kinder hervorgehoben wird, den sie durch das Kennenlernen einer zweiten
Sprache in der Zukunft haben werden!) In Guben lehnten die betroffenen Eltern
und die Erzieher der vorgeschlagenen Einrichtung die Idee zunaechst ab. Dann
wurde ein Interreg-II-Antrag abgelehnt, weil er nicht alle erforderlichen
Voraussetzungen erfuellte. Durch gemeinsame Anstrengungen der Initiatorinnen,
der Kommune, des Kreises und der Landesregierung sollte es aber doch gelingen,
den Grundstein fuer dieses auch von Gubiner Seite sehr stark unterstuetzte
Projekt zu legen.
Im Juni 95 organisierten wir in Kooperation mit einem polnischen Partner
einen Ferienaufenthalt fuer 40 Potsdamer Jugendliche in Stegna bei
Danzig im Rahmen eines Jugendaustauschprogramms, das vom Deutsch-Polnischen
Jugendwerk unterstuetzt wurde.
Am 22. Juli trafen sich in Frankfurt/Oder in den Raeumen der
Europauniversitaet Viadrina ueber 50 deutsche und polnische Journalisten des
Grenzgebiets, um ueber Die Frankfurter Massenfestnahme von 250 Polen im
Spiegel der deutschen und polnischen Presse, und die Auswirkungen auf das
deutsch-polnische Verhaeltnis zu diskutieren. Einleitende Referate
hielten Professor Dr. Rudolf Jaworski, Universitaet Kiel (Stereotype,
Vorurteile und/oder Urteile im Lichte der Berichterstattung anhand der
konkreten Frankfurter Ereignisse) und Dr. Włodzimierz Borodziej,
Universitaet Warschau (Welches Licht wirft die Berichterstattung auf das
deutsch-polnische Verhaeltnis und welchen Einfluss hat sie auf dessen
weitere Entwicklung). Anschliessend analysierten A. Rubinowicz
(Gazeta Wyborcza) die deutsche und A. Lorenz (Spiegel) die polnische
Berichterstattung. Wir hatten als Arbeitsunterlage eine Dokumentation
der deutschen und polnischen Berichterstattung (Transodra-Spezial)
erstellt. In Deutschland berichteten vor allem die der Grenze naeher
liegenden und die Berliner Zeitungen ausfuehrlicher. In den ueberregionalen
Zeitungen wurde erst sehr spaet, meist auf Grundlage von Agenturberichten
informiert. Oft erst nachdem die polnische Regierung protestiert hatte und
der Kohl-Besuch unmittelbar bevorstand. Die Rechte der festgehaltenen Polen
wurden keineswegs von allen Zeitungen und keineswegs von Anfang an verteidigt.
Zunaechst wurde z.B. in Frankfurt/Oder der Unternehmer als Suendenbock
bestimmt, erst spaeter die politisch und polizeilich Zustaendigen kritisiert.
Auf polnischer Seite standen Erlebnisberichte der Betroffenen im Vordergrund,
Erfahrungen des 2. Weltkriegs, der Besetzung Polens durch Nazi-Deutschland
wurden assoziiert. (Auschwitz an der Oder, Deutsche Hunde auf Polen,
Selektion, Deportation). Die Diskussion war recht offen, wenn auch
vorsichtig. Mancher Journalist bekannte, er habe Fehler gemacht. Die
Veranstaltung hat wohl deutlich gemacht, dass nur durch offen ausgetragene
Widersprueche Verstaendnis fuer die Position und Auffassungen des anderen
entstehen und schliesslich handhabbare Kompromisse und eventuell
gegenseitiges Verstaendnis erzielt werden koennen. Das galt in diesem Fall
speziell fuer die Journalisten - aber nicht nur.
Am 1./2. September 95 veranstalteten wir in Genshagen ein Treffen zu
dem Thema "Nation versus Europa - 1939 - 1945 - 1989/90 - 1995.
Deutsche und polnische Erfahrungen. Vortraege und Gespraech." Am 1.9. abends
las Prof. Hubert Orłowski aus Posen aus dem einzigartigen Tagebuch des
Wehrmachtsoffiziers Dr. August T. vor, das nach dem Krieg in Suedpolen
aufgefunden wurde. Das Tagebuch soll unter dem Titel "Erschiessen will ich
nicht" im Fischer-Verlag erscheinen. Es schloss sich eine sehr angeregte
Diskussion an. Am 2.9. referierten Prof. von Thadden, Goettingen und
Kazimierz Wóycicki, Warschau zum Thema. Nach Beendigung der Konferenz fand
unsere jaehrliche Mitgliederversammlung statt.
Vom 15. bis 19. Oktober 1995 organisierten wir in Kooperation mit der
Presseabteilung der deutschen Botschaft in Warschau und dem Buero fuer
Angelegenheiten der Euroregion in Stettin eine Studienreise fuer
Journalisten zum Thema Umwelt in das noerdliche Grenzgebiet
(Wojewodschaft Stettin / Mecklenburg Vorpommern) - Odermuendung.
Vom 1.-3. Dezember 95 waren wir Mitveranstalter einer Tagung der
Evangelischen Akademie Berlin/Brandenburg zum Thema: Jenseits des
Binnenmarktes - europaeische Kooperationen an der Oder. Die Zusammenarbeit
in den polnisch-brandenburgischen Grenzregionen.
Vom 8. bis 10. Dezember 1995 organisierten wir eine dreitaegige Konferenz in
Werder/Havel zum Thema "Gedaechtnis - Polen und Deutsche im Gedenkjahr
1995 - Bilanz und Vergleich". Neben dem Aspekt der Bilanz waren weitere
Themen: Der deutsch-polnische und polnisch-ukrainische Dialog im Vergleich;
das polnisch-ukrainische Grenzgebiet; der deutsch-tschechische und deutsch-
polnische Dialog im Vergleich; das polnisch-tschechische Grenzgebiet.
Deutsche, polnische und tschechische Experten diskutierten ueber die
Vertreibungen nach dem zweiten Weltkrieg im heutigen Bewusstsein der Polen,
Deutschen und Tschechen. Am dritten Tag widmete sich die Konferenz dem
schwierigen Thema der Auseinandersetzungen um die
Auschwitzgedenkfeierlichkeiten in Polen und der Analyse der Berichterstattung
der deutschen und polnischen Presse ueber eben diese Gedenkveranstaltungen.
Die Vortraege dieser Konferenz werden zweisprachig dokumentiert in der Nr.
12/13 von TRANSODRA. Die Tagung bot den Teilnehmern eine Sammlung von
heiklen, noch keineswegs ausdiskutierten Themen. Wir wollten nicht die neue
deutsch-polnische Gemeinsamkeit zelebrieren, sondern uns bewusst fragen, wo
auch der deutsch-polnische Dialog noch im argen liegt, und ob man vielleicht
aus der Verbesserung der deutsch-polnischen Beziehungen etwas lernen kann
zur Ueberwindung der Schwierigkeiten des polnisch-ukrainischen, des polnisch-
juedischen oder des deutsch-tschechischen Dialogs bzw. des Mangels an Dialog.
Es gab viele interessante Vortraege, manche lehrreiche Diskussionen, aber
vielleicht waren es doch zu viele Probleme fuer drei Tage.
Vom 5.-9. Juni 1996 organisierten wir in Kooperation mit dem Buero fuer
Angelegenheiten der Euroregion in Stettin und der Deutsch-Polnischen
Wirtschaftsfoerdergesellschaft in Gorzów eine fuenftaegige Studienfahrt
im Rahmen des Deutsch-Polnischen Journalistenclubs "Unter Stereo-Typen /
Pod Stereo-Typami" von Stettin nach Frankfurt/Oder zum Thema Die Oder -
Wirtschaft oder Oekologie? Pro und Kontra. Es gab Seminare mit deutschen und
polnischen Experten in Stettin, Schwedt, Kostrzyn und Frankfurt/Oder, Treffen
mit den Buergermeistern der Kommunen Cedynia, Hohensaaten und Kostrzyn. Wollte
man das Ergebnis in zwei Saetzen zusammenfassen, so koennte man sagen: Auf
der polnischen Seite gibt es eine starke Lobby fuer den Ausbau der gesamten
Oder als Wasserstrasse bis Tschechien. Auf deutscher Seite legt man Wert
nur auf die Verbindung Berlin-Stettin ueber die Hohensaaten-Friedrichsthaler-
Wasserstrasse und den Oder-Havel-Kanal sowie auf den Ausbau des Oder-Spree-
Kanals nach Eisenhuettenstadt. Die Naturschuetzer beider Seiten halten sich,
was den Ausbau der Oder angeht, vornehm zurueck, weil sie sehen, dass es
dafuer sowieso kein Geld geben wird. Der am meisten zitierte Satz waehrend
der ganzen Fahrt lautete: Man soll die Schiffe der Oder und nicht die Oder
den Schiffen anpassen.
Vom 28.-30.6.1996 veranstalteten wir in Zusammenarbeit mit der Polnisch-
Deutschen Gesellschaft Stettin und der Friedrich-Ebert-Stiftung Warschau eine
Tagung zu dem Thema Umgang mit der Vergangenheit in Deutschland und Polen -
Aufdecken oder Zudecken? Ca. 130 TeilnehmerInnen waren gekommen. Vortraege
und Diskussion warend spannend und kontrovers. Die Konferenz-beitraege wird
die FES Warschau im Rahmen einer Veroeffentlichung der Beitraege ihrer
ganzjaehrigen Seminarreihe zu diesem Thema dokumentieren. Es referierten
Markus Meckel und Kazimierz Wóycicki (Leiter des polnischen Kulturinstituts
in Duesseldorf), Joachim Gauck und Andrzej Milczanowski (ehemaliger
polnischer Innenminister - bis zur Wahl Kwaśniewskis als Praesident), Adam
Strzembosz (Praesident des polnischen Obersten Gerichts) und Christoph
Schaefgen (General-staatsanwaltschaft Berlin), der ehemalige saechsische
Landesbeauftragte fuer die Stasiunterlagen Fritz Arend und der Rechtsanwalt
Jerzy Chmura (89/90 Mitglied der Stettiner Verifikations-kommission).
Ueber den suedafrikanischen Weg der Wahrheitskommission sprach Gerhard
Werle (Professor an der Humboldt-Universitaet). Auf einem abendlichen
Podium kommentierten das Thema: Helga Hirsch (ehemalige Korrespondentin der
Zeit), Mirosław Pęczak (Polityka), Zbigniew Gluza (KARTA), Wojciech Wieczorek
(Więź), Artur Smółko (Arbeitsunion), Wolfgang Templin (Museum Haus am
Checkpoint Charly) und Gerhard Werle unter der Leitung von Christoph von
Marschall (Tagesspiegel).Einen eigenen Schwerpunkt bildete der dritte Tag
mit der Frage: Wie des Unrechts gedenken? Gedenkstaetten: Steine des
Anstosses. Die Hauptreferate hielten Volkhard Knigge, Leiter der
Gedenkstaette Buchenwald und Andrzej Przewoźnik, Rat zur Pflege der
Erinnerung an Kampf und Martyrium, Warschau. Der Stettiner Stadtpraesident
Sochański erfeute die TeilnehmerInnen mit seiner Gastfreundschaft und der
Einladung auf ein Schiff, von dem aus man das Feuerwerk im Rahmen der
"Stettiner Tage des Meeres" bewundern konnte.
Vom 22.-24. August 1996 veranstalten wir in Kooperation mit dem Ost-West-
Europaeischen Frauen-Netzwerk (OWEN) ein brandenburgisch-polnisches
Treffen von Politikerinnen und Parlamentarierinnen in Frankfurt/Oder und
Słubice. Dabei geht es um Informations- und Erfahrungsaus-tausch zu Frauen-
und Gleichstellungspolitik, um Ansaetze zur Frauenforschung und ihr
Verhaeltnis zu Politikberatung, um konkrete Handlungsansaetze,
unterschiedliche Beduerfnisse usw.
Vom 7.-9. November 1996 ist die dritte Veranstaltung zum Thema Polnische
und deutsche Frauen in den Euroregionen an der Reihe, dieses Mal in der
Euroregion Pomerania.
Im Spaetherbst (wahrscheinlich im November) wollen wir uns zur Vorbereitung
einer entsprechenden groesseren Konferenz im Jahre 1997 dem Thema Bild und
Geschichte des Nachbarn in den Schulbuechern vor und nach der Wende in Polen
und Deutschland widmen. In Guben/Gubin und in Schwedt/Chojna wird es dazu
jeweils eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Slawischen Kulturzentrum
in Guben und der Vereinigung Gemeinsames Europa in Chojna geben. Wenn
Interesse vorhanden ist, werden an beiden Orten auf beiden Seiten der Grenze
Arbeitsgruppen zu diesem Thema gebildet.
Ende August soll eine neue Ausgabe unserer - leider zur Zeit aus Finanzmangel
nicht mehr regelmaessig erscheinenden - Zeitschrift TRANSODRA
(Nr. 12/13) vorliegen. In dieser Nummer werden die Konferenz Gedaechtnis -
Polen und Deutsche im Gedenkjahr 1995 - Bilanz und Vergleich vom Dezember
95 und das Treffen des Journalistenclubs zu der sog. Frankfurter
Massenfestnahme vom Juli 95 dokumentieren. Darueberhinaus soll sie eine
Uebersicht ueber die akutelle Entwicklung im Grenzgebiet enthalten. Es besteht
der Plan, auch einen Pressedienst mit dem Titel TRANSODRA SPEZIAL - KREUZ
UND QUER UEBER DIE GRENZE - DEUTSCH-POLNISCHE PRESSEUEBERSICHT AUS DER
GRENZREGION herzustellen. Die Aprilnummer liegt - als Nullnummer - vor.
Leider wurden urspruengliche finanzielle Zusagen aus Gruenden des Sparzwangs
wieder rueckgaengig gemacht, sodass wir mit der weiteren Verwirklichung
dieser Idee, ebenso wie mit der regelmaessigen Herausgabe von TRANSODRA auf
bessere Zeiten warten muessen.
Kurzuebersicht der Aktivitaeten von 1992-1996
Aus Anlass des 50. Jahrestages der Niederschlagung des Warschauer
Ghettoaufstandes hatten wir in Potsdam eine gut besuchte Lesung mit Anka
Grupińska ueber ihr Buch "Im Kreis", acht Interviews mit Ueberlebenden des
Ghetto-Aufstandes, erschienen im Verlag Neue Kritik in Frankfurt am Main.
Vom 12. bis 14. November 1993 organisierten wir zusammen mit der
Friedrich-Ebert-Stiftung, Landesbuero Brandenburg eine Konferenz zu dem
Thema "Das Bild der Nachbarn in der deutschen und polnischen Presse des
Grenzgebiets." Diese Konferenz ist in deutscher und polnischer Sprache
dokumentiert in der Ausgabe 4/5 von TRANSODRA. Aus dieser Konferenz
ging die Initiative hervor, einen deutsch-polnischen Journalistenclub
UNTER STEREO-TYPEN / POD STEREO-TYPAMI zu gruenden.
Deutsch-Polnische Gesellschaft Brandenburg e.V. - Vorsitzender: Markus Meckel, MdB -
Buerozeiten: Mo. - Do. 10.00 - 18.00 Uhr - Postanschrift: Deutsch-Polnische Gesellschaft Brandenburg e.V. -
Friedhofsgasse 2 - 14473 Potsdam - Tel.: (+49-)0331-280 45 83 -
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